Starke Gegner, weiche Ziele
Die Paulskirchen-Revolution von 1848 ging verloren, weitere Niederlagen folgten. Kann man mit Worten und Bildern dagegen angehen?
Gespräch mit Gerhard Kromschröder über seine interventionistische Kunst und Publizistik
Moderation: Norbert Saßmannshausen
Matinee: Sonntag, 15. Januar 2023, 11 Uhr. Club Voltaire, Kleine Hochstraße 5 in Frankfurt am Main
1973 verursachte die Erinnerung an die damals 125 Jahre zurückliegende „Revolution in Frankfurt“ große Aufregung im Stadtparlament. In einer von Gerhard Kromschröder und Nikolaus Jungwirth verfassten Flugschrift zum Paulskirchen-Jubiläum waren aktuelle Proteste, z. B. gegen die Zerstörung des Westends und die Erhöhungen der Preise im öffentlichen Nahverkehr, mit den Kämpfen für Demokratie und soziale Gerechtigkeit im 19. Jahrhundert verbunden worden.
In der damaligen Debatte wies Hartmut Holzapfel darauf hin: Die gleiche Aufmerksamkeit, die den ersten Schritten in den parlamentarischen Alltag des Paulskirchen-Parlaments entgegengebracht wird, gebührt auch den sozialen Verhältnissen, in denen sich die Demokratie entwickelt.
Die Musealisierung vergangener Kämpfe um Demokratie ist auch heute ein Ausweg, um die unerledigten Aufgaben einer demokratischen Gesellschaft auszublenden. Konflikte und Interessengegensätze in der Gesellschaft zu übersehen, das ist auch 175 Jahre nach der Paulskirchen-Revolution ein für die Demokratie untaugliches Verfahren.
Gerhard Kromschröder, geboren 1941 in Frankfurt am Main, studierte hier Soziologie und Kunstgeschichte, war Lokalredakteur im Emsland und arbeitete von 1967 bis 1979 bei der satirischen Zeitschrift PARDON, zuletzt als stellvertretender Chefredakteur. Danach Reporter beim „stern” in Hamburg, wo er sich durch Undercover-Recherchen in der Neonazi-Szene und als „Türke“ einen Namen machte. Kromschröder lebte als Nahost-Korrespondent des Blattes in Kairo und war Kriegsreporter im bombardierten Bagdad. Er unterrichtete Journalismus an der Universität Wien und veröffentlichte zahlreiche Bücher und Fotobände. Im Caricatura Museum ist bis 19. März 2023 die von ihm und Till Kaposty-Bliss kuratierte Ausstellung „Teuflische Jahre – PARDON“ zu sehen.
Veranstalter: Business Crime Control und KunstGesellschaft in Kooperation mit dem Frankfurter Archiv der Revolte